über HILDE von Wolf Kampmann
Eine große Stärke von HILDE besteht darin, völlig unerwartete, manchmal geradezu tollkühne Scharniere zwischen abstrakter Klangfindung und traditioneller Anmut zu finden. Diese seltene Gabe offenbart sich vor allem in ihren Live-Konzerten. Für ihr neues Album “Tide” hat die Band bewusst die Entscheidung getroffen, dieses Verhältnis ein erhebliches Stück in Richtung experimentelle Sinnlichkeit zu verschieben. Von wem welcher spielerische Impuls, welche Klangfarbe, Komposition oder spontane Idee kommt, spielt kaum eine Rolle. Vier Musikerinnen wachsen zu einer Person zusammen, zu HILDE, einem Individuum mit vier Köpfen und acht Armen, das uns auf „Tide“ mit massiver Sanftheit gegenüber tritt.
„Wir mögen schöne Sachen“, ruft HILDE unisono aus. Improvisation ist für sie ein Ausdruck von Freiheit, der nichts ausschließt und alles zulässt. Was an sich wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist das – wie uns 60 Jahre frei improvisierter Musik ernüchternd vor Augen führen – ganz und gar nicht. Schöne Sounds, Wohlklang und einprägsame Liedstrukturen sind auf „Tide“ keine peinlichen Ausrutscher, sondern überaus gewollt. Der Grundstein für diese intuitive Geschlossenheit liegt viel tiefer als das viel zitierte gegenseitige Vertrauen innerhalb einer Band. Er beruht auf einer in dieser Unverbrüchlichkeit selten gelebten wohlwollenden Verlässlichkeit, welche jede der vier Musikerinnen ein Gefühl der Sicherheit gibt, die sie braucht, um als HILDE zum Äußersten gehen zu können und immer das Innerste zu erreichen – und umgekehrt.
Achim Zepezauer
Er ist seit seiner Kindheit von Musik und Kunst gleichermaßen beeinflusst. Das Kunststudium brachte ihn der Musik näher und seit er als Musiker arbeitet, fühlt er sich der Kunst verbunden. Daher suchen seine Arbeiten oft deren Schnittstelle und führen zu Performances, Konzerten oder Installationen. Darüber hinaus kuratiert er experimentelle Konzerte, gestaltet Plattencover, töpfert, macht gelegentlich animierte Kurzfilme und moderiert eine Radiosendung.
Er hat bereits seit 2005 seine eigene Radiosendung an der Dortmunder Universität, hat 2006 eine DVD mit Musik-Animationsfilmen veröffentlicht und ist im selben Jahr bei der Band/Großformation "The Dorf" mit Perkussion und Elektronik eingestiegen. Seit 2015 kuratiert er die experimentelle Konzertreihe "mex" im Künstlerhaus Dortmund, in dem er seit 2021 sein eigenes Atelier hat. Neben Veröffentlichungen von Vinyl, Kassetten und CDs in unterschiedlichen Besetzungen, als auch einer Floppy Disk gemeinsam mit seiner Tochter gab es auch Austellungen und zahlreiche Cover-Entwürfe, um nur einige seiner vielfältigen Aktivitäten zu nennen.