VOTUM, ein Parcours zweier Solo-Stimmen, die sich mal im Einklang schwingen, mal als Kontrapunkt zueinander Verhalten. Dazwischen gibt es mannigfaltige Variationen, die Barbara Schachtner mit ihrer Stimme und Roger Hanschel mit seinem Saxophon variantenreich ausloten. VOTUM ist ein Sprachrohr für Texte und Inhalte, das sich an menschlichen Zuständen und gesellschaftlichen Strukturen reibt und dabei verschiedene Aspekte erforscht, betrachtet und kontrastiert; und, sich hierfür einer Klaviatur bedient, von emotional tief-wühlend bis stilistisch kühl-sachlich. Dabei überlässt das Duo den von Roger Hanschel vertonten Texten gänzlich Raum. Um nicht zu sagen, sie treten in die zweite Reihe....
Ein kongenialer Dialog entsteht der Energie und Räume freizusetzen vermag, in die das Publikum hineingenommen und dabei bewirtet wird. Um in diesem Bild zu bleiben, ließe es sich bei VOTUM von vorzüglichen Gastgebern sprechen, die jeden Gast in einen geistreichen Salon einzutreten bitten - ....
In »ÜBERDEHNUNG« nährt sich das Programm an der Schrift »Die Kunst und der Tod« des französischen Dramatikers Antonin Artaud und ist als inhaltliche Keimzelle des Programms Der Surrealist Artaud gilt als einer der Urväter der Performance-Kunst. Seine Texte sind Sinnbild der leidenden Existenz. Artauds „Theater der Grausamkeit“ beleuchtet die Grausamkeit der Lebensgier, die kosmische Unerbitterlichkeit des Lebensstrudels, der die Finsternis verschlingt, im Sinne jenes Schmerzes, außerhalb dessen unabwendbarer Notwendigkeit das Leben unmöglich wäre.
Ergänzend und als Konterpart zu Artaud werden Texte und Sentenzen von Simone Weil dazugestellt. Die französische Philosophin, Revolutionärin und Freiheitskämpferin, die bereits im Alter von 34 starb, hinterließ ein umfassendes und tiefgründiges Werk. Gerechtigkeit, Freiheit und Würde sind ihre überragenden Themen. Artauds und Weils kraftvolle Texte werden von Hanschel auf eine sensible Weise vertont, in denen sowohl energisch, kraftvolle Passagen, als auch die fragile, emotionale, zarte Töne zum Ausdruck kommen. Es entsteht eine zeitgenössische, klare, fast liedhafte Musik, die von zwei „Melodie - Instrumenten“ virtuos und facettenreich interpretiert dem Publikum dargebracht wird.
Joss Turnbull wird das zweite Set des Konzertes spielen. Als genialer Perkussionist steht sein persönliches Spiel gleichwertig neben der elektronischen Gestaltung von Audio Wellen sowohl aus dem ersten Set als auch unmittelbar aus seinem eigenen Spiel. Er ist experimentierfreudiger Botschafter einer Mischung aus Jazz, Weltmusik, Improvisation und zeitgenössischer Musik mit den Mittel eines facettenreichen und grenzenlosen Perkussionsspektrums.
Joss Turnbull studierte 2007 bis 2012 Perkussion für Jazz- und Popularmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Schon vor dem Studium und im Anschluss nahm er Privatunterricht für iranische Perkussion bei Mohammad Reza Mortazavi und Madjid Khaladj. Die Kelchtrommel Tombak stellt seither das Zentrum seiner künstlerischen Arbeit da. Durch den Gebrauch von Präparation und Elektronik verfremdet er den traditionellen Klang seiner Instrumente. Neben einem Studienaufenthalt in Istanbul bereiste er Syrien, Libanon und den Iran, um Eindrücke der verschiedenen Trommel- Traditionen zu sammeln. Deutschlandradio Kultur hält Turnbull für „einen der spannendsten Perkussionisten seiner Generation“.
2015 erhielt er einen Preis der GBG Mannheim in der Kategorie Solo Künstler, ein Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg sowie der Roger Willemsen Stiftung. 2019 wurde er mit dem 1. Kathrin-Preis vom Jazzinstitut Darmstadt ausgezeichnet.